„Mal so richtig Dampf ablassen“

Eines der schlimmsten Schicksale, das Eltern je ereilen kann, ist die Diagnose einer schweren Erkrankung des eigenen Kindes, deren Heilung ungewiss ist. Eine solche Diagnose wirft das Familienleben völlig aus der Bahn; von einem Moment auf den anderen wird die Familie vor enorme Herausforderungen gestellt.

1990 wurde deshalb die Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena e.V. von betroffenen Eltern gegründet. Sie alle verband der Wunsch, dass an Krebs erkrankte Kinder und deren Familien, über die notwendige medizinische Behandlung hinaus, alle nur mögliche Hilfe und Unterstützung erhalten.

Im 2018 fertig gestellten Haus EKKStein steht die Elterninitiative den Familien bei allen Belangen, die der plötzlich veränderte Alltag mit sich bringt, mit Herz und Sachverstand zur Seite.

Die Therapie einer Krebserkrankung erfolgt in der Regel auf der Kinderkrebsstation der Uniklinik Jena. Bei besonders schweren Verläufen oder Diagnosen ist unter Umständen eine Knochenmarktransplantation notwendig – eine Therapie, die lebensbedrohlich ist und in einer Sterileinheit auf der Knochenmarktransplantationsstation stattfinden muss. Während dieser Therapie dürfen die Kinder mehrere Wochen das Einzelzimmer nicht verlassen und keinen direkten Kontakt zur Außenwelt haben, außer zu einem ganz begrenzten Personenkreis.

Im Rahmen dieses isolierten Zustandes hat sich neben anderen Angeboten die Musiktherapie bewährt. Mit der Diagnose Krebs und besonders in der Sterileinheit geraten die jungen Patient*innen in eine schwere Lebenskrise. Durch die Musiktherapie können die verschiedensten Stimmungen wie Wut, Angst und Trauer, aber auch Freude erlebt und zum Ausdruck gebracht werden. Daneben ist der Besuch eines Musiktherapeuten eine gelungene Ablenkung und weckt die Neugier der Kinder.

Das Ziel der Therapie ist nicht, dass besonders „schöne“ Musik entsteht, sondern im Vordergrund steht, dass das Kind Spaß daran hat. Musiktherapie kann aber auch zur Entspannung dienen, zum Beispiel wenn positive Erinnerungen wachgerufen werden. Vor allem bei Kindern, die sich zu schwach fühlen, selbst zu spielen, können sie sich durch die entspannte Wirkung meditativer Töne geborgen fühlen und eine vertraute Atmosphäre schaffen. Es kann aber auch sehr befreiend sein, mal „Dampf ablassen zu können“ oder so richtig „drauf zu hauen“.

Wir von HELP möchten sicherstellen, dass den Kindern in der Uniklinik Jena dauerhaft ein Musiktherapeut zur Verfügung steht. Deshalb unterstützen wir die Elterninitiative ab November 2020.

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