Trauerbegleitung in der Pandemie

„Kinder und Jugendliche trauern anders“ – Dieser Leitsatz begleitet die Mitarbeiter*innen im Fuchsbau jeden Tag. Die Pandemie hat das Leben weltweit verändert. Kinder und Jugendliche leiden mit am meisten unter den Kontaktbeschränkungen.

Verstirbt in dieser Krisenzeit nun auch noch ein geliebter Mensch, führt dies zu einer erschwerten Trauerzeit. Abschiede mit Kontakteinschränkungen, nicht gelebte Gemeinschaft und zeitliche Verschiebungen der Beisetzungen machen den Verlust für Kinder umso schwerer. Die Trauerbegleitung in der Pandemie hat damit eine noch höhere Wichtigkeit erfahren. Wir sprachen mit Fuchsbau-Leiterin Erika Maluck, wie sich die Trauerbegleitung in der Pandemie verändert hat und wie die Arbeit trotz Kontaktbeschränkungen fortgeführt werden kann.

Frau Maluck, die Trauerbegleitung lebt vom persönlichen Kontakt. Wie hat sich die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen unter Corona verändert?

Aufgrund der Notsituation durch das Virus musste der Fuchsbau im März 2020 seine Türen schließen. Wir gaben uns Mühe, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Wir setzten uns mit den Kindern und Jugendlichen per Post in Verbindung, schickten Grüße, Impulse, kleine kreative Angebote mit Hoffnung und Zuversicht und den Blick auf den verstorbenen Menschen.

Auch haben wir Gruppen- und Gesprächskreise online angeboten – doch die werden bisher nicht gut angenommen, weil das fremde Medium nicht das Vertrauen gibt, das unsere Besucher im persönlichen Kontakt gewinnen. Trotzdem bieten wir das Onlinetreffen immer wieder an, da es im Alltag und in der Zukunft immer mehr Bestand haben wird.

Der Fuchsbau durfte über Monate nicht öffnen. Haben Familien dennoch angefragt, den Fuchsbau besuchen zu dürfen?

Ja! Wir haben Familien in akuten Trauersituationen die Möglichkeit geben können, natürlich mit Vorsicht und den gegebenen Hygienemaßnahmen, den Fuchsbau vor Ort kennenzulernen. Kindern reicht es nicht, von einem Ort wie dem Fuchsbau nur zu hören. Diese Vorstellungskraft ist noch nicht vorhanden. Sie müssen mit allen Sinnen spüren, dass ein Ort existiert der ihnen Sicherheit gibt. Ihre Bedürfnisse und ihre Gefühle bekommen einen Raum, in dem sie diese ausleben dürfen. Schon allein das Wissen: „uns kann geholfen werden“, war für die Familien sehr beruhigend.

Wie ging es im Sommer weiter, als die Infektionszahlen zurückgingen?

Wir konnten noch vor den Sommerferien die Türen für die Gruppen wieder öffnen. Draußen in der Natur konnten Kinder und Jugendliche mit allen Sinnen Gemeinschaft zu spüren. Der Garten stand ihnen zur Verfügung, um Feuer zu entfachen, oder um Nachrichten in den Wind zu hängen. Spaziergänge mit unseren vierbeinigen Begleitern, Waldaktionen und vieles mehr stand auf dem Programm, um ihren Verlust zu bewältigen und innere Stärke wachsen zu lassen. Die Bewegung und die gemeinsame Kreativität machten das Miteinander zu einem berührenden, kraftbringenden Erlebnis.

Und zum Herbst mussten Sie wieder schließen?

Durch die verschärften Maßnahmen konnten wir in der Herbst- und Winterzeit „nur“ Einzeltrauerbegleitungen anbieten. Dennoch war es wichtig, auch in der Einzelbegleitung Gemeinschaft spüren zu lassen, z.B. durch ein Vogelhäuschen, das in schweren Zeiten eine Kraftquelle und Gemeinschaft symbolisiert. Die Vögel tragen die Namen der Kinder, die den Fuchsbau in der kalten Jahreszeit besuchen. Die Vogelschar am Futterhaus macht sichtbar, dass sie nicht alleine sind. Weihnachtskugeln wurden gestaltet und das Thema „Weihnachten ohne Mama oder Papa“ wurde aufgegriffen. Für den Jahreswechsel wurden auf Feuerwerksraketen mit Nachrichten und Weihnachtsgrüßen an die Verstorbenen geschrieben. Alle Outdoor-Aktionen wurden auch in der Einzelbegleitung gerne und mit Freude angenommen.

Wie geht es 2021 weiter?

Die Pandemie herrscht immer noch über unser Tun und wir blicken auf ungewisse Zeiten. Doch unser Blick ist wach und offen, mit einer Zuversicht, dass Krisen überwunden werden können. Wenn wir mit Aufmerksamkeit, Fürsorge und Achtsamkeit den Blick auf das Gegenüber behalten, gelingt uns die gute Begleitung der trauernden Familien auch im Jahr 2021. Und zu guter Letzt ein herzliches Dankeschön an HELP für die Unterstützung in dieser erschwerten Zeit!

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